Treadmill Pursuit (Runde 1)

Komm dreh die Mühle auf
und leg den Gang schon mal auf eins.
Wir machen einen Lauf
Du ziehst an meinem Shirt, ich ziehe Deins.
Komm wir rennen einfach los, ganz egal wohin
Wir laufen schneller und schneller, bis alles verschwimmt.

Und die Leute stellen Fragen.
Weißt Du, wie das heißt und hast du den erkannt?
Wie soll ein Mensch das ertragen?
Am laufenden Band.

(Chor: Oh, ohohoho, ohohoh, Oh, ohoho, Ohohohohoooo.)

aus „Am laufenden Band“, Macks Kiesinger

Fahrbahnplaudereien

Auf der Autobahn
Schwarzer Asphalt und weiße Streifen
Hinten zuhause und vorne das Meer
Jetzt einen Kaffee, später ein Bier
Fahren und Singen
Spielen und Lachen
Nicht Fragen nach dem Sinn

Won with everything (Teil 3)

„Dieses Arschloch“, dachte Robert Falcon Scott, als er am 17. Januar 1912 den Südpol erreichte. Das hätte sein Triumph werden sollen. Seiner. Der erste Mann am Südpol. Und Großbritanniens Triumph natürlich auch. Dafür hatte er monatelang diese Kälte ertragen, Schneestürme, tiefste Minusgrade, alle beschissenen Körperteile waren im eingefroren. Für was? Für was das alles? Am Ende für nichts. Denn am Südpol wehte schon eine Flagge, als er ankam, und es war nicht die britische. Sondern die norwegische Flagge. Dieser Hundesohn Amundsen hatte es tatsächlich vor ihm geschafft und das Schlimmste daran war, dass er sich eingestehen musste, dass Amundsen von Anfang an alles besser gemacht hatte. Seine Hunde hatten durchgehalten, während Scott seine sibirischen Ponys unter dem Hintern weggestorben waren, ganz zu schweigen von den Motorschlitten, die schon nach wenigen Kilometern in der unmenschlichen Kälte versagt hatten. Die Vorräte waren auch fast vollständig erschöpft. Es wäre ein Wunder, wenn er es überhaupt lebend wieder zurückschaffen würde.

Jetzt ist er da, alles friert, die Niederlage schmerzt unglaublich. Es zerfrisst ihn. Er schaut sich um. Unter der Flagge steht ein Zelt. Er geht hinein und glaubt es nicht. Die Norweger sind lange weg, aber da steht ein Tisch und auf dem Tisch ein Martiniglas mit einer Limettenscheibe oben drauf und daneben ein Brief. „Hey, Scotty, probier den hier mal bitte. Wir haben ein paar Tage auf Dich gewartet und hatten Zeit und noch so viele Vorräte. Da haben wir uns ein bisschen mit Cocktailmixen die Zeit vertrieben. Der hier war mein Favorit, er ist nahezu perfekt, aber irgendwas fehlt. Kannst Du mir sagen, was? Wäre klasse. See you! Roald.“

Won with everything (Teil 2)

Wir spielen wieder. Dasselbe Spiel wie letzte Woche, weil letzte Woche keiner gewonnen hat. Und es langweilt uns ein bisschen. Aber wir spielen einfach weiter. Wieso? Was ist das eigentlich, ein Spiel? „Eine Tätigkeit, die man nur zum eigenen Vergnügen macht und die keinen äußeren Zweck hat.“ Sagt das Internet. Aber es sagt auch: „Ein Großteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von […] sozialer Kompetenz findet durch Spielen statt“. (Wikipedia)

Aha. Das alles hat also eigentlich keinen rechten Sinn außer dem eigenen Vergnügen und dass man dabei vielleicht auch etwas fürs echte Leben lernt. Spaß macht es uns in diesem Fall ja nur bedingt, wegen der Wiederholung. Lernen wir denn wenigstens etwas fürs echte Leben, wenn wir die Zutaten von Gerichten aus Beststellservice-Speisekarten raten? Eher nicht. Wir wollen ja kein Restaurant eröffnen. Wir wollen die Gerichte auch nicht wirklich essen. Das wäre ja nun wirklich dekadent und langweilig. Meine Güte, wir wären so dekadent, wenn wir dieses Spiel mit echten Gerichten gespielt hätten. Und sündig außerdem, denn Völlerei ist ja eine Sünde, sogar eine von den sieben Todsünden. Letzte Woche hätten wir dann schon fünf Pizzen und fünf Burritos an nur einem Abend reingezogen. Aber wir hätten nichts daraus gelernt. Diese Woche hätten wir dann noch zehn Gerichte mehr dazugepackt. Indische, türkische, Grillpfannen, aber immerhin auch ein Salat. Wir wären vielleicht gestorben, denn man kann sich tatsächlich überfressen und davon sterben. Wenn nämlich der Magen platzt. Steht bei Google. Da haben wir immerhin doch was gelernt.

Won with everything (Teil 1)

Hey Teddy, bei Dir ist hoffentlich alles klar? Du, ich brauche Deine Hilfe. Alles etwas verrückt. Pass auf, ich bin gerade in Reykjavík. Anfang der Woche hat mich so ein isländischer Koch über Chefkoch.de angepingt. Juan Pablo. Also er kommt aus Mexiko, lebt aber seit ein paar Monaten in Island und hat hier so einen Burrito-Lieferservice aufgemacht. Culiacan heißt der. Da bin ich jetzt gerade. Er braucht nämlich Hilfe. Die Leute bestellen nicht. Alle sagen dasselbe. Die meinen, das Zeugs ist ja eigentlich ganz lecker, aber irgendwie würde in den Burritos was fehlen. Irgendwas fehlt, aber sie können auch nicht sagen was. Und das ist krass, ich habe jetzt schon fünf Gerichte hier probiert und mir geht’s genauso, da fehlt was. Überall. Nur eine Zutat. Oder vielleicht zwei. Und ich bin ja echt ein guter Koch, Top-Bewertungen bei Chefkoch.de und so, aber ich komme nicht drauf. Ich weiß, Du arbeitest gerade in Wesel in dieser Pizzeria Bollywood, aber kannst Du vielleicht kurz hier rüberfliegen und Dir das mal ansehen? Wäre klasse. Esel.