Bis wir 95 sind … (Teil 3)
Er ist ein bisschen groß für das Dreirad und es quietscht seltsam. „Du bist zu spät, Herr Johannesbaum. Hast Du jetzt Angst, Herr Johannesbaum?“ fragt der Mann auf dem Dreirad und lacht dabei. Ich kenne doch diese Stimme und dieses Lachen, das kenne ich doch. Klar hab ich Angst, aber nur, den Job nicht zu kriegen, nicht vor dem Typen auf dem Dreirad. Also sag ich „Ne, nicht … wirklich.“ Er steigt ab von seinem Dreirad und kommt auf mich zu. „Du machst Dir nicht viele Gedanken, was? Keine Angst hast Du also?“ Jetzt lacht er wieder so. Aber ist das ein nettes Lachen oder lacht er mich aus? Oder ist es ein diabolisches Lachen? Irgendwie alles ein bisschen. Wer ist das? Und was will der jetzt von mir? Oder ist das schon die erste Prüfung? Es riecht irgendwie komisch. So ein bisschen süßlich, aber nicht lecker. Eher eklig. Beißend. Es wird jetzt etwas besser, weil die Türe wieder zugefahren ist, aus der der Typ mit dem Dreirad kam, aber der Geruch ist trotzdem noch sehr präsent. „Wenn Du jetzt eine Folge mit mir aufnehmen würdest, Fiete, hättest Du spontan eine Idee?“ Jetzt duzt er mich? Mist. Mist, Mist, denke ich, klar, das ist nicht nur ein Teddymaske, das ist Teddy. Das muss er sein. Klar, dieses Lachen. Diese Stimme, ich Idiot. „Fiete?“, jetzt nimmt er die Maske ab. Ist ein bisschen verschwitzt, aber man riecht es nicht, dieser Geruch hier kommt nicht von ihm. Er schaut mich fragend an. Das ist er, das ist Teddy. Es gibt ja kaum Fotos von ihm, schon gar keine aktuellen, aber er sieht so aus, wie man überall liest. Cool, irgendwie, aber auch solide. Alles dreht sich jetzt in meinem Kopf, ich bin noch aufgeregter. Ich hatte so viele Ideen aufgeschrieben. Jetzt fällt mir keine mehr ein. „Emm.“ Ich stammle nur noch. „Ein Quiz vielleicht oder ein Contest?“ Meine Fresse, mehr kriege ich jetzt nicht raus … So schlimm ist es. Aber dann lacht er schon wieder und er freut sich. Und umarmt mich. „Das ist doch ideal! Du kommst zu spät, denkst nicht viel und hast keine Ideen! Du erfüllst alle Kriterien!“ Und er meint das ernst, der meint das wirklich ernst, das ist keine Ironie, jedenfalls fühlt es sich nicht so an, ich bin mir ganz sicher. „Komm mit, ich zeig Dir mal was“, sagt er dann plötzlich und ich gehe ihm hinterher, in genau die Türe, aus der dieser Gestank kommt. Die Tür geht auf. Was ich dort sehe, kann ich nicht fassen. Jetzt habe ich Angst. Mehr als das. Angst reicht nicht mehr als Beschreibung für das, was ich bei diesem Anblick empfinde.
(Fortsetzung folgt.)