Outtakes 2018 (Teil 2)

Wenn Michelangelo einen Stein ansah, sah er keinen Stein, sondern eine Figur, eine Skulptur. Er hatte immer schon das fertige Kunstwerk vor Augen, einen David, einen Moses, Brutus oder Christus. Er wusste schon vorher genau, welche Stücke er aus dem Marmor herausmeißeln würde, weil sie nicht Teil des Kunstwerkes waren, das er erschaffen wollte. Und als die Skulptur schließlich aus dem Stein herausgeschält war, hat er die Reste natürlich weggeschmissen, weil sie ja von Anfang an nie dazugehört haben. Ab in die Marmortonne damit. Oder wo immer man damals in der Renaissance seine Steinreste so entsorgt hat.

Michelangelo nicht und auch niemand sonst wäre damals auf die Idee gekommen, diese Reste aufzubewahren. Und hätte es trotzdem jemand getan und diese Reste für die Nachwelt aufbewahrt, und würde heute jemand auf die Idee kommen, sie auszustellen, und selbst wenn die Ausstellungen keinen Eintritt kosten würden. Kein Mensch würde sie sich anschauen.

Won with everything (Teil 2)

Wir spielen wieder. Dasselbe Spiel wie letzte Woche, weil letzte Woche keiner gewonnen hat. Und es langweilt uns ein bisschen. Aber wir spielen einfach weiter. Wieso? Was ist das eigentlich, ein Spiel? „Eine Tätigkeit, die man nur zum eigenen Vergnügen macht und die keinen äußeren Zweck hat.“ Sagt das Internet. Aber es sagt auch: „Ein Großteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von […] sozialer Kompetenz findet durch Spielen statt“. (Wikipedia)

Aha. Das alles hat also eigentlich keinen rechten Sinn außer dem eigenen Vergnügen und dass man dabei vielleicht auch etwas fürs echte Leben lernt. Spaß macht es uns in diesem Fall ja nur bedingt, wegen der Wiederholung. Lernen wir denn wenigstens etwas fürs echte Leben, wenn wir die Zutaten von Gerichten aus Beststellservice-Speisekarten raten? Eher nicht. Wir wollen ja kein Restaurant eröffnen. Wir wollen die Gerichte auch nicht wirklich essen. Das wäre ja nun wirklich dekadent und langweilig. Meine Güte, wir wären so dekadent, wenn wir dieses Spiel mit echten Gerichten gespielt hätten. Und sündig außerdem, denn Völlerei ist ja eine Sünde, sogar eine von den sieben Todsünden. Letzte Woche hätten wir dann schon fünf Pizzen und fünf Burritos an nur einem Abend reingezogen. Aber wir hätten nichts daraus gelernt. Diese Woche hätten wir dann noch zehn Gerichte mehr dazugepackt. Indische, türkische, Grillpfannen, aber immerhin auch ein Salat. Wir wären vielleicht gestorben, denn man kann sich tatsächlich überfressen und davon sterben. Wenn nämlich der Magen platzt. Steht bei Google. Da haben wir immerhin doch was gelernt.

Won with everything (Teil 1)

Hey Teddy, bei Dir ist hoffentlich alles klar? Du, ich brauche Deine Hilfe. Alles etwas verrückt. Pass auf, ich bin gerade in Reykjavík. Anfang der Woche hat mich so ein isländischer Koch über Chefkoch.de angepingt. Juan Pablo. Also er kommt aus Mexiko, lebt aber seit ein paar Monaten in Island und hat hier so einen Burrito-Lieferservice aufgemacht. Culiacan heißt der. Da bin ich jetzt gerade. Er braucht nämlich Hilfe. Die Leute bestellen nicht. Alle sagen dasselbe. Die meinen, das Zeugs ist ja eigentlich ganz lecker, aber irgendwie würde in den Burritos was fehlen. Irgendwas fehlt, aber sie können auch nicht sagen was. Und das ist krass, ich habe jetzt schon fünf Gerichte hier probiert und mir geht’s genauso, da fehlt was. Überall. Nur eine Zutat. Oder vielleicht zwei. Und ich bin ja echt ein guter Koch, Top-Bewertungen bei Chefkoch.de und so, aber ich komme nicht drauf. Ich weiß, Du arbeitest gerade in Wesel in dieser Pizzeria Bollywood, aber kannst Du vielleicht kurz hier rüberfliegen und Dir das mal ansehen? Wäre klasse. Esel.

Show me your notes

Na zeig doch mal her, was Du da hast.

Nein. Es ist noch nicht fertig.

Aha. Was lese ich da? Es ist ein Andante. Sehr schön, man soll ja langsam beginnen.

Nicht gucken. Es ist noch nicht fertig. Ein Allegro habe ich übrigens auch schon in Arbeit, ich kann auch schneller. Aber beides kann ich Dir noch nicht zeigen.

Also wenn Du sie nie herzeigst, Deine Compositiones, dann wird sie ja nie jemand spielen können. Nie jemand hören. Dann ist Deine Musik nichts wert, weil sie gar keine Musik ist. Dann wirst Du auch nie berühmt werden.

Ich will ja gar nicht berühmt werden. Ich will auch nicht, dass jemand die Noten hört. Sie sind ja nur für mich, Papa. Sie sind nur da, weil sie schön sind. Nur der Schönheit und der Musik wegen.

Wolferl, das verstehst Du nicht, Du bist noch so klein.

Papa, Du verstehst es nicht.

Komm, gib schon. Lass sie mich wenigstens einmal auf dem Clavichord anspielen.

Nein!

#Literatur #Shownotes #Text

Eiersuchen

In dieser Folge haben unsere Showhasen Esel und Teddy Eier versteckt. Haben Sie sie schon gefunden?
Frohe Ostern!

#Contest #Sprache #Ostern #Eieiei