Herr Müller bestellt ein Schokocroissant (Tag 5)

Dann sagte Herr Müller: »Die Auslage wimmle von leckeren Teilchen, und verlockende Düfte sollen in der Luft der Bäckerei dahinfliegen.« Er erfreute sich an allen Arten von Gebäck und anderen Naschereien, von denen es beim Bäcker nur so wimmelt, und allen Arten von belegten Brötchen. Er wusste, dass alles gut schmeckte. Herr Müller begrüßte die Verkäuferin und sprach: »Seien Sie hilfreich, und nehmen Sie ein Schokocroissant, und bestücken Sie damit die Papiertüte für mich, und das Geld dafür soll sich in Ihrer Registrierkasse vermehren.« So war der Morgen und es wurde Abend: fünfter Tag. Zumindest war das der Plan.

Herr Müller bestellt ein Schokocroissant (Tag 4)

»Du solltest lieber mal ein Wurstbrötchen essen!« Herr Müller erinnerte sich gut an die Worte seines alten Metzgers. »Nicht immer die Pinzen vom Ösibäcker!« Früh in seiner Jugend hatte sich sein Interesse für ausländische Backwaren gefestigt. Baklava, Churro, Pizzabrötchen. Doch dann kam der Tag, der sich wohl am besten mit dem Gefühl vergleichen lässt, wenn das neue Mädchen ins Nachbarhaus zieht. Neben den Puddingteilchen, schräg links von den Berlinern, sah Herr Müller sein erstes Schokocroissant. Es war nicht geformt wie ein Croissant, sondern hatte eher die Form eines Burger Buns … Mmmh, Burger!

Herr Müller bestellt ein Schokocroissant (Tag 3)

Immer diese Unsicherheit. Manchmal stand Herrn Müller der Schweiß auf der Stirn, wenn er mit der EC-Karte zahlen wollte und sich nicht sicher war, welche Eselsbrücke ihm die vier richtigen Ziffern verraten würde. Wurde der Bau des Kölner Doms 1248 begonnen, oder wurde 1824 die 9. Sinfonie von Beethoven uraufgeführt? Dieses Gefühl beschlich ihn auch heute: War es das Schokocroissant, das er bestellen sollte? Oder das Marzipanhörnchen? Die sind doch beide so lecker gefüllt. Oder etwas ganz Verrücktes für die Show? Ein Brötchen etwa, halb mit Zwiebelmett und halb mit Spekulatiuscreme bestrichen?

Herr Müller bestellt ein Schokocroissant (Tag 2)

Jieper: Dieses Wort kannte Herr Müller bislang nur aus der Werbung. Doch als er gestern in der Bäckerei stand, in die Augen der Bäckereifachverkäuferin blickte und dann in ihre Auslage, packte ihn dieser Jieper. Auf Rosinenstütchen mit grünem Tee. Er zahlte beides aus eigener Tasche und wusste, dass er dieses Malheur früher oder später Herrn Krzysteczko beichten musste. Aber nach Tag 1 kommt schließlich Tag 2 – und damit eine neue Chance, ein Schokocroissant zu bestellen. Herr Müller wechselte sogar die Bäckerei, um klare Gedanken fassen zu können. Doch dann …

Herr Müller bestellt ein Schokocroissant (Tag 1)

Herr Müller war ein bescheidener Mann. Reichtum bedeutete ihm nichts. Es gab nur einen einzigen Luxusartikel, den er sich regelmäßig gönnte: Ein Schokocroissant. »Wenn es mir das Podcasten ermöglicht, dass ich mir ein Schokocroissant mehr im Monat leisten kann, bin ich glücklich und zufrieden!« So wird Herr Müller zitiert, wenn es um Flattr-Klicks geht, und dank der kleinen grünen Buttons erfüllten ihm die Hörer seinen Wunsch. So zog Herr Müller aus, sich sein Extra-Schokocroissant zu kaufen. Doch das erwies sich als harte Prüfung …